Dysgnathien und Schlafstörungen

Atemaussetzer und lautes Schnarchen sind Anzeichen einer Schlafapnoe. Betroffene und Partner werden durch sie um den Schlaf gebracht. Auch vielen Medizinern ist oft nicht bekannt, dass eine Kieferfehlstellung das Obstruktive-Schlaf-Apnoe-Syndrom begünstigen oder sogar verursachen kann. Eine chirurgische Korrektur der Kiefer kann Abhilfe schaffen.

Schlafmedizinische Therapie

Die geläufige Behandlung bei Schlafapnoe-Patienten ist die sogenannte CPAP Atemmaske. Diese Maske erzeugt nachts einen Überdruck und pumpt dadurch Sauerstoff in die Lunge. Dies ist allerdings nur eine Bekämpfung der Symptome und behebt nicht die Ursache der Schlafapnoe. In sehr vielen Fällen verursachte eine Unterkiefer-Rücklage die nächtlichen Atemaussetzer. Durch den zu weit zurückliegenden Unterkiefer verschließt/verengt, sobald in tieferen und zur Erholung des Körpers notwendigen Schlafphasen eine starke Entspannung eintritt, das Weichgewebe um Zunge und weichem Gaumen die Atemwege.

Zahnärztliche Therapie

Oft kann der Unterkiefer von Zahnärzten und Schlafmedizinern mit einer sogenannten Protrusionsschiene / Schnarcherschiene während der Nacht nach vorne verlagert werden. In den ersten Nächten mag das für die Betroffenen oft wie eine Erlösung sein, sie bekommen endlich wieder ausreichend Sauerstoff im Schlaf und fühlen sich erholt. Allerdings ist dies oft nicht von langer Dauer. Irgendwann beginnt der Kiefer / Kiefergelenke zu schmerzen und die Betroffenen nehmen die Schiene ab. Eine endgültige Beseitigung der Rücklage kann hier Abhilfe schaffen. Dabei wird der Unterkiefer operativ nach vorne verlagert, dies kann in jedem Lebensalter durchgeführt werden. Oft treten die Beschwerden erst im Alter auf oder man steckt die Müdigkeit in jungen Jahren leichter weg.

Kieferchirurgische Therapie

Bei der Operation wird der Unterkiefer vom Mund aus operativ getrennt und mittels Titanplatten und Schrauben um die notwendigen Millimeter nach vorne positioniert und festgeschraubt. Dadurch wird Platz für die Zunge und den weichen Gaumen geschaffen und dadurch die Luftröhre geweitet. Vor jeder Operation ist eine schlafmedizinische Untersuchung notwendig.
Nach ca. 6 Monaten ist der Kieferknochen in der Regel in seiner neuen Position stabil verwachsen – dann kann in einem kurzen Eingriff die Metallentfernung erfolgen. Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer sind eine ernst zu nehmende Erkrankung und sollten daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Mögliche schwere Folgen des Schlafapnoe-Syndroms sind:

  • Herzrhythmusstörungen
  • Koronare Herzkrankheit
  • Herzinfarkt
  • Herzinsuffizienz
  • plötzlicher Herztod
  • Schlaganfall
  • schwer oder gar nicht einstellbarer Bluthochdruck
  • krankhafte Vermehrung der roten Blutkörperchen
  • erektile Dysfunktion (Impotenz)
  • Depressive Verstimmungen, Depressionen
  • Medikamentenabhängigkeit

Sollten also Sie oder Ihr Partner bei Ihnen Atemaussetzer vermuten, konsultieren Sie bitte einen Schlafmediziner oder Kieferchirurgen der sich auf Schlafapnoe und Kieferfehlstellung spezialisiert hat. Ein Kieferchirurg oder Zahnarzt kann in der Regel in einer kurzen Untersuchung eine mögliche Dysgnathie / Kieferfehlstellung feststellen.

Diagnose: Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist eine der häufigsten Fehlbildungen bei Kindern in Deutschland. Von 500 Babys die geboren werden, wird statistisch gesehen eines davon eine Spalte haben. Je nach Ausprägung entzweit sie die Oberlippe und die obere Mundhöhle bis tief in den weichen Gaumen hinein.

Eine Spalte entsteht schon in der vierten bis fünften Woche der Schwangerschaft, wenn der Schädel sich formt. Während dieser sehr sensiblen Phase der Gesichtsbildung müssen verschiedene Kopfteile verschmelzen, wenn diese nicht ausreichend miteinander verwachsen, reißen sie wieder ein und es entstehen Spaltbildungen.

Ursachen

Weltweit rätseln Wissenschaftler über die Ursachen einer Spaltbildung, ein Gendefekt scheint dabei in vielen Fällen eine Rolle zu spielen. Den Gerüchten wonach ein Glas Alkohol trinken am Anfang der Schwangerschaft den Spalt verursacht braucht man keinen Glauben schenken. Nur bei Regelmäßigem und exzessiven Alkoholkonsum oder Rauchen steigt das Risiko.

Aber egal woher die Spalte kommt, wenn Eltern von der Fehlbildung erfahren sind sie zunächst sehr beunruhigt. Denn mit der Spalte kommen zahlreiche andere Probleme, die viel brisanter sind als die ästhetischen.

  • Trinken und Essen sind nach der Geburt sehr schwierig weil alles in die Nase kommen kann. Deswegen muss direkt nach der Entbindung eine Trinkplatte für das Baby gefertigt werden damit es überhaupt was zu sich nehmen kann.
  • Außerdem sind die Ohren für Infektionen anfällig und auch der Druckausgleich der vom Innenohr mit gesteuert wird funktioniert oft nicht gut.
  • Zähne wachsen manchmal krumm oder an der falschen Stelle.

Die größte Herausforderung ist allerdings eine andere:

Die Sprachentwicklung.

Diese Schwierigkeiten möglichst schnell in den Griff zu bekommen, ist enorm wichtig. Nach dem Einsatz der Trinkplatte, also nach der Geburt, sind einige Operationen über viele Jahre hinweg angesagt.

Im dritten bis spätestens im sechsten Lebensmonat wird die Lippe chirurgisch verschlossen. Der chirurgische Verschluss des Gaumens wird gemacht wenn das mit dem Sprechen beginnt. Der Kieferspalt ist der letzte Bereich, der erst im Alter von acht bis zehn Jahren durch ein kleines Knochentransplantat welches in die Kieferspalte transpositioniert wird.

Manchmal kann auch die Nase eine Fehlstellung aufweisen, dann muss man vor allem zusehen dass die Nasenatmung gewährleistet ist. Zu einer geraden Nase kann eine zusätzliche Methode beitragen: Nasoalveolar-Molding kurz NAM, das bedeutet so viel wie “Nase formen”. Diese Technik, die aus den USA kommt, wird erst seit wenigen Jahren in Deutschland praktiziert und findet Anwendung wenn das Baby vier oder fünf Wochen alt ist, bevor es zum ersten Mal operiert wird. Die Nase wird acht Wochen lang mit Hilfe eines Miniaturärmchens und winziger Pflaster geformt. Diese Methode hilft auch grundsätzlich die Spalte zu reduzieren.

Wenn alle Behandlungen rechtzeitig durchgeführt werden, verrät nur eine sehr dünne Narbe Uneingeweihten dass es früher ein Loch zwischen Oberlippe und Nase gab.

Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wie wir alles wissen brauchen Zähne Pflege, doch im Alltagstrott schludern viele mit der Mundhygiene. Zahnputzmuffel sind meistens männlich. 25% der Männer lassen eine, von zwei Zahnreinigungen am Tag ausfallen. Das kann schwerwiegende Folgen haben. Nicht nur für unser aussehen, sondern im Extremfall sogar für unser Leben. Denn wer die Zähne schlecht pflegt riskiert einen Herzinfarkt.

Auf der ganzen Welt stoßen Forscher in Langzeituntersuchungen mehrerer tausend Patienten auf diesen statistischen Zusammenhang. Schlechte Zahnhygiene und schlechte Zähne erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Je kränker Zähne und Zahnfleisch, desto größer ist die Gefahr. Das Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt steigt um bis zu 70%.

Aber leben Zahnputzmuffel generell ungesünder?

Schlagen bei ihnen Alkohol, Zigaretten und schlechte Ernährung aufs Herz? Das stimmt zwar auch, doch selbst wer Sport treibt und nicht raucht gefährdet sich durch entzündetes Zahnfleisch. In Deutschland haben 72% eine mittelschwere oder schwere Parodontitis. Es gibt bis jetzt nur Theorien wie diese chronische Entzündung im Mund aufs Herz schlägt.

  1. Es werden Botenstoffe ausgeschüttet, die vom Zahnfleisch aus durch den Körper wandern. Sie könnten an Gelenken oder Herzgefäßen wiederum Entzündungen auslösen und zu eine Herzschwäche führen.
  2. Nicht ausszuschließen ist auch ein direkterer Zusammenhang. Bei einer Entzündung, vermehren sich im Mund schädliche Bakterien. Sie können durch kleine Wunden im kranken Zahnfleisch ins Blut eindringen und sich im Körper ausbreiten. In krankhaften AblagerHerzHHerz-Kreislungen an Herzgefäßen wurden die Mundbakterien schon gefunden, es fehlt aber noch der Nachweis dass sie die Wände der Adern aktiv angreifen und so das Herz schädigen.
  3. Rund 280.000 Herzfinfarkte pro Jahr gibt es in Deutschland. Erste Studien zeigen, wenn man eine Zahnfleischentzündung behandelt, werden die Blutgefäße wieder elastischer. Sinkt hingegen die Elastizität der Adern ist der Mensch anfälliger für Herzerkrankungen.

Und auch noch andere Krankheiten scheinen mit der Entzündung zusammen zu hängen. Im Verdacht stehen:

  • Rheuma
  • Diabetes
  • Nierenversagen
  • Demenz

Es ist besser den letzten wissenschaftlichen Beweis nicht abzuwarten sondern den inneren Schweinehund jeden Tag zu überwinden. Regelmäßiges Zähneputzen und der Gang zum Zahnarzt können also Leben retten.

Parodontitis trotz regelmäßiger Mundhygiene und Zahnarztbesuche?

Was ist nun mit Menschen die trotz täglicher und guter Mundhygiene, regelmäßigen professionellen Zahnreinigungen und Zahnarztbesuchen an Parodontitis leiden? Oft ist eine Dysgnathie / eine Kieferfehlstellung der Grund. Durch die Kieferfehlstellung werden die Zähne falsch belastet und dadurch das Parodont beschädigt.

Das Parodont ist ein Gewebe welches die Zahnwurzel mit dem Kieferknochen verbindet. Durch die mechanischen Auswirkungen der Fehlbelastung ist das Parodont viel Empfindlicher für bakterielle Infektionen.

Wie entstehen Dysgnathien?

Dysgnathien werden typischerweise vererbt. Normalerweise von der einen Generation in die nächste. In diversen Statistiken wurde nachgewiesen dass nur ca. 35% der westlichen Bevölkerung einen perfekt gewachsenen Biss haben.

Neben der Vererbung gibt es aber auch andere Gründe für die Entstehung einer Fehlstellung der Zähne und Kiefer:

  • Angeborene Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
  • Verwendung von Schnullern / Beruhigungssaugern nach dem dritten Lebensjahr
  • Fütterung mit Fläschchen in der frühen Kindheit
  • Unfälle die zur Fehlpositionierung der Kiefer führen
  • Tumore im Mund oder Kieferbereich
  • Schlechte Mundhygiene mit vielen Füllungen und Kronen

Dysgnathien als Folge von Allergien?

Andere Wissenschaftler vertreten die Theorie dass die meisten Dysgnathien durch Atemprobleme während der Kindheit entstehen.

Begründet wird dies so:

In der normalen Lage bei geschlossenem Mund berührt die Zunge den Oberkiefer-Gaumen direkt über den Schneidezähnen. Die Zunge, eines der stärksten Muskeln des Körpers, übt dadurch immer einen kleinen aber stetigen Druck auf den Oberkiefer aus.

Dieser Druck sorgt dafür, dass der Oberkiefer in der Wachstumsphase das Signal bekommt nach vorne zu wachsen. Gerade wir Menschen in der westlichen Welt neigen durch Umweltfaktoren wie verschmutzte Atemluft, Allergien, bestimme Ernährungsweisen usw. zu starken Allergien.

Kinder die an solchen Allergien leiden, atmen für gewöhnlich mit dem Mund da eine verstopfte Nase eine Nasenatmung behindert. Eine Mundatmung hat allerdings zur Folge dass eine ideale Zungenposition (am Oberkiefer-Gaumen) nicht mehr möglich ist. Dadurch erhält der Oberkiefer keine Signale um nach vorne zu wachsen und durch das ständige Mund-offen-halten und der nach unten und hinten gerichteten Zungenposition erhält der Unterkiefer das Signal nach unten zu wachsen. Dies verursacht eine Fehlstellung beider Kiefer.