Dysgnathie OP Risiken – Die häufigsten Risiken

Die Risiken bei einer Kieferumstellungsosteotomie sind, wie bei jeder Operation, nicht zu vernachlässigen. Von Entzündungen und Nachblutungen bis hin zu Nervschädigungen reichen die Komplikationen vor und nach der Dysgnathie Operation.

Die häufigsten Risiken haben wir für Sie aufgelistet:

Nachblutungen

Überall wo geschnitten wird, blutet es beim gesunden Menschen. Nachblutungen, also Blutungen nachdem der Operateur fertig operiert und alles zu genäht hat sind dennoch keine Seltenheit.

Da Sie nach einer solchen Operation in der Regel mindestens für 2-5 Tage stationär behandelt werden, kann seitens der Klinik schnell reagiert werden und die Nachblutung durch Tupfer und Tamponaden recht schnell gestillt werden.

Achtung:

Der Operateur kann sicherlich je nach Operationstechnik und Erfahrung das Risiko einer Nachblutung minimieren.

  • Beispielsweise kann mit Elektrokoagulation gearbeitet werden, einer Art Strom-Skalpell welcher eine punktförmige Verbrennung bewirkt und damit das Gewebe trennt. Das gleichzeitige Schneiden und Verbrennen wirkt blutstillend.
  • Bei der Trennung der knöchernen Strukturen kann auf die Piezochirurgie zurückgegriffen werden. Einer Art Ultraschallsäge welche in hochfrequente versetzt wird und dadurch selektiv nur Knochensubstanz abgetragen wird. Weichgewebe (Nerven, Bindegewebe, Schleimhäute und Blutgefäße) wird nicht verletzt.

Schwellungen

Schwellungen sind eine normale und gesunde Reaktion des Körpers auf eine Verletzung. Auch nach einer  Dysgnathie Operation ist die Schwellung in den ersten drei postoperativen Tagen deutlich sichtbar. Auch Hämatome (blaue Flecken) sind in der Regel noch einige Tage nach der Operation zu erkennen.

Achtung: Durch eine selektive und konstante Kühlung kann die Schwellung, die durch das Druckgefühl auch sehr unangenehm sein kann, klein gehalten werden. Hierzu empfiehlt sich ein Kühlgerät wie z.B. Hiloterm um eine Schmerzlinderung und ein Abklingen der Schwellung zu gewährleisten. Aber auch gewöhnliche Kühlgelpads, welche dauerhaft wieder im Kühlschrank gekühlt werden sollten, können sehr hilfreich sein.

Blutverlust

Der Blutverlust bei einem erfahrenen Chirurgen ist oft sehr gering. In sehr seltenen Fällen wird während der Operation eine Bluttransfusion benötigt. Eine Eigenblutspende ist nicht sinnvoll, da diese aus Haltbarkeitsgründen maximal 1-2 Wochen vor der OP stattfinden müsste und der Körper nicht während der OP mit der Blutproduktion beschäftigt sein sollte.

Kiefergelenksbeschwerden

Menschen mit Dysgnathien leiden fast alle an Kiefergelenksbeschwerden. Dies ist bedingt durch die dauerhafte Fehlbelastung der Kiefergelenke. Nach der Opearation müssen sich die Kiefergelenke an die neue und regelrechte Belastung gewöhnen und es kommt dadurch oft zu einer vorübergehenden Verschlimmerung der Beschwerden.

Achtung: Durch eine gute physiotherapeutische Behandlung können die Beschwerden reduziert werden.

Nervschädigungen / Gefühlsstörungen

Selbst bei einem routinierten Operateur kann es zu Nervverletzungen und Durchtrennungen kommen. Besonders im Unterkiefer wird  durch die Knochenverschiebung eine Nervendehnung provoziert welche zu vereinzelten Gefühlsstörungen in der Unterlippe und im Kinn führen kann. Diese sind allerdings normal und das Gefühl kommt nach ca. 2-3 Monaten nach und nach wieder.

Achtung: Durch eine gute Dreidimensionale Planung können von Beginn an schwierige stellen erkannt werden, und der Operateur kann dadurch besser auf die anatomischen Gegebenheiten reagieren und an diesen Arealen besonders vorsichtig operieren. Auch hier bietet sich bei der Knochendurchtrennung die Piezochirurgie an. Das Risiko einer Verletzung oder gar Durchtrennung der Nerven kann dadurch noch weiter minimiert werden.

Infektionen / Entzündungen

Die Mundhöhle ist beim Menschen immer mit Keimen besiedelt und durch die offenen Wunden im Mundraum kann es zu Infektionen kommen. Durch eine gute Mundhygiene nach jeder Mahlzeit kann das Risiko minimiert werden. Auch regelmäßige Spülungen mit Chlorhexidin können das Risiko einer Infektion minimieren. Sollte es dennoch zu einer Infektion kommen, verzögert sich die Heilung um einige Tage. Nach der Operation werden Sie in der Regel mit Antibiotika versorgt und dadurch wird im Allgemeinen das Entzündungsrisiko sehr klein gehalten.

Zahnentfernung im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung

Gastartikel: Dr. Julie Rohde

Zahn- und Kieferfehlstellungen werden in der Regel mit dem Ziel behoben eine optimale Kaufunktion zu erreichen.

Ziel eines jeden Kieferorthopäden ist es dabei vor allem eine harmonische Ausformung beider Zahnbögen zu erhalten. Darüber hinaus sollte jedoch auch eine korrekte Stellung der Kiefer zueinander berücksichtigt werden.

Im Zuge der kieferorthopädischen Behandlung wird häufig vorgeschlagen bleibende Zähne aus dem Zahnbogen zu entfernen. Dabei sollten die Zahnstellung, das Platzangebot sowie das noch zu erwartende Wachstum der Kiefer berücksichtigt werden. Ganz wichtig ist dabei auch welcher Wachstumstyp vorliegt. So ist zwischen einem horizontalen und einem vertikalen Wachstumstyp zu unterscheiden.

Häufigster Grund für eine Zahnentfernung ist ein ausgeprägtes Missverhältnis zwischen der Zahngröße und der Kiefergröße. Ursache dafür ist in der Regel ein zu kleiner Kiefer. Nur in ganz seltenen Fällen sind zu große Zähne der Grund für den Platzmangel.

Ein zu kleiner Kiefer, also ein zu geringes Wachstum des Ober- und/oder Unterkiefers führt zwangsläufig zu einer Kieferfehlstellung.

Oftmals kann man eine korrekte Stellung der Kiefer zueinander mit Hilfe der Zahnstellung vortäuschen, zumindest intraoral. Äußerlich führt eine nicht korrekte Stellung der Kiefer jedoch zu einer Asymmetrie bzw. zu einem disharmonischen Enface- und Profilbild.

Nun kann man das Problem des zu kleinen Kiefers kaschieren indem man die Prämolaren entfernt.

Vorteile einer Prämolarenextraktion sind:

  • Der vorliegende Raummangel kann sehr schnell behoben werden. Engstände werden direkt beseitigt
  • Die kieferorthopädische Behandlungsdauer kann dadurch verkürzt werden


Nachteile
einer Prämolarenextraktion sind:

  • Vier gesunde Zähne gehen verloren
  • Einem Kind werden vier Zähne entfernt, dies kann ein traumatisches Erlebnis sein
  • Man beseitigt nur die Ursache des Problems und nicht das Problem selbst und Kieferfehlstellungen können massive Probleme hervorrufen wie zum Beispiel Kopf-, Rücken- und Kiefergelenksschmerzen und Schlafstörungen

Als Alternative kann man das Kieferwachstum fördern (dem sind jedoch Grenzen gesetzt) und die Kieferfehlstellung operativ korrigieren. Dies erfolgt über eine kombinierte kieferorthopädische und chirurgische Therapie.

Vorteile einer chirurgischen Korrektur:

  • Es kommt nicht zum Verlust gesunder Zähne (außer eventuell den Weisheitszähnen)
  • Der Patient kann selbstständig entscheiden was er möchte und bekommt nicht in jungen Jahren bereits Zähne entfernt
  • Die funktionellen und ästhetischen Nachteile einer Kieferfehlstellung werden beseitigt

Nachteile einer chirurgischen Korrektur:

  • Sie kann erst zum Wachstumsende erfolgen.
  • Es ist ein operativer Eingriff notwendig, der Risiken birgt und einen kurzen stationären Aufenthalt erfordert

Wenn sie nun vor der schweren Entscheidung stehen und das Für und Wider abwägen bedenken sie bitte folgendes:

Bisher haben sie wahrscheinlich nur mit einem Kieferorthopäden gesprochen. Da ihnen dieser Kieferorthopäde zur Extraktion geraten hat, ist davon auszugehen, dass er diese Möglichkeit der operativen Korrektur vorzieht. Dies tun leider die meisten Kieferorthopäden, da sie eine Operation in jedem Fall vermeiden wollen, selbst wenn diese die sinnvollere und auch langfristig betrachtet bessere Lösung darstellt.

Eine chirurgische Korrektur kommt für viele Kieferorthopäden einem Versagen gleich.

In jedem Fall kann ich Ihnen nur zu einer zweiten oder sogar dritten Meinung raten, denn es geht hier um gesunde Zähne.

Eine inoffizielle Befragung unter 10 Kollegen ergab, dass alle bei ihren eigenen Kindern keine Prämolaren entfernen lassen würden.