Zahnentfernung im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung

Gastartikel: Dr. Julie Rohde

Zahn- und Kieferfehlstellungen werden in der Regel mit dem Ziel behoben eine optimale Kaufunktion zu erreichen.

Ziel eines jeden Kieferorthopäden ist es dabei vor allem eine harmonische Ausformung beider Zahnbögen zu erhalten. Darüber hinaus sollte jedoch auch eine korrekte Stellung der Kiefer zueinander berücksichtigt werden.

Im Zuge der kieferorthopädischen Behandlung wird häufig vorgeschlagen bleibende Zähne aus dem Zahnbogen zu entfernen. Dabei sollten die Zahnstellung, das Platzangebot sowie das noch zu erwartende Wachstum der Kiefer berücksichtigt werden. Ganz wichtig ist dabei auch welcher Wachstumstyp vorliegt. So ist zwischen einem horizontalen und einem vertikalen Wachstumstyp zu unterscheiden.

Häufigster Grund für eine Zahnentfernung ist ein ausgeprägtes Missverhältnis zwischen der Zahngröße und der Kiefergröße. Ursache dafür ist in der Regel ein zu kleiner Kiefer. Nur in ganz seltenen Fällen sind zu große Zähne der Grund für den Platzmangel.

Ein zu kleiner Kiefer, also ein zu geringes Wachstum des Ober- und/oder Unterkiefers führt zwangsläufig zu einer Kieferfehlstellung.

Oftmals kann man eine korrekte Stellung der Kiefer zueinander mit Hilfe der Zahnstellung vortäuschen, zumindest intraoral. Äußerlich führt eine nicht korrekte Stellung der Kiefer jedoch zu einer Asymmetrie bzw. zu einem disharmonischen Enface- und Profilbild.

Nun kann man das Problem des zu kleinen Kiefers kaschieren indem man die Prämolaren entfernt.

Vorteile einer Prämolarenextraktion sind:

  • Der vorliegende Raummangel kann sehr schnell behoben werden. Engstände werden direkt beseitigt
  • Die kieferorthopädische Behandlungsdauer kann dadurch verkürzt werden


Nachteile
einer Prämolarenextraktion sind:

  • Vier gesunde Zähne gehen verloren
  • Einem Kind werden vier Zähne entfernt, dies kann ein traumatisches Erlebnis sein
  • Man beseitigt nur die Ursache des Problems und nicht das Problem selbst und Kieferfehlstellungen können massive Probleme hervorrufen wie zum Beispiel Kopf-, Rücken- und Kiefergelenksschmerzen und Schlafstörungen

Als Alternative kann man das Kieferwachstum fördern (dem sind jedoch Grenzen gesetzt) und die Kieferfehlstellung operativ korrigieren. Dies erfolgt über eine kombinierte kieferorthopädische und chirurgische Therapie.

Vorteile einer chirurgischen Korrektur:

  • Es kommt nicht zum Verlust gesunder Zähne (außer eventuell den Weisheitszähnen)
  • Der Patient kann selbstständig entscheiden was er möchte und bekommt nicht in jungen Jahren bereits Zähne entfernt
  • Die funktionellen und ästhetischen Nachteile einer Kieferfehlstellung werden beseitigt

Nachteile einer chirurgischen Korrektur:

  • Sie kann erst zum Wachstumsende erfolgen.
  • Es ist ein operativer Eingriff notwendig, der Risiken birgt und einen kurzen stationären Aufenthalt erfordert

Wenn sie nun vor der schweren Entscheidung stehen und das Für und Wider abwägen bedenken sie bitte folgendes:

Bisher haben sie wahrscheinlich nur mit einem Kieferorthopäden gesprochen. Da ihnen dieser Kieferorthopäde zur Extraktion geraten hat, ist davon auszugehen, dass er diese Möglichkeit der operativen Korrektur vorzieht. Dies tun leider die meisten Kieferorthopäden, da sie eine Operation in jedem Fall vermeiden wollen, selbst wenn diese die sinnvollere und auch langfristig betrachtet bessere Lösung darstellt.

Eine chirurgische Korrektur kommt für viele Kieferorthopäden einem Versagen gleich.

In jedem Fall kann ich Ihnen nur zu einer zweiten oder sogar dritten Meinung raten, denn es geht hier um gesunde Zähne.

Eine inoffizielle Befragung unter 10 Kollegen ergab, dass alle bei ihren eigenen Kindern keine Prämolaren entfernen lassen würden.

Schnuller abgewöhnen, aber wie?

Für viele Eltern ist es ein Segen, der Schnuller. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, da beim menschlichen Baby das Saugen angeboren ist, dies ist im Mutterleib schon erkennbar, in Form von Daumenlutschen. Auch Mediziner sind der Meinung dass die Verwendung eines Beruhigungssaugers in den ersten zwei Jahren keine späteren Schäden verursacht.

Auch viele Zahn-und Kinderärzte halten das Nuckeln an einem Schnuller für die bessere Alternative zum Daumenlutschen. Viele kennen es, sobald der Schnuller nicht in Reichweite ist wird großes Theater gemacht. Viele Eltern bringen es oft nicht übers Herz und erlauben ihren Kindern sogar die Verwendung eines Schnuller bis ins Schulalter.

Wann sollte die Abgewöhnung stattfinden?

Zahnärzte sind der Meinung dass Kinder maximal bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres auf den Schnuller angewiesen sein dürfen. Bis zu diesem Zeitpunkt können Fehlstellungen der Kiefer kompensiert werden. Danach sind die Schäden irreversibel.

Ein ständiges Nuckeln kann in dieser Zeit zu massiven Schäden an den Zähnen und dem Gebiss führen. Oft werden dadurch die Frontzähne nach vorne verlagert und es entsteht ein offener Biss frontal. Auch Störungen der Sprachentwicklung treten auf. Sie sollten frühestmöglich mit der Entwöhnung beginnen, da der Schluckreflex bei Babys ab dem achten Monat beginnt und der Saugreflex nachlässt, empfiehlt es sich nicht die Zeit bis zum dritten Lebensjahr abzuwarten. Je früher sie beginnen, desto einfacher ist die Entwöhnung für ihr Kind.

Wie gewöhne ich dem Kind den Schnuller ab?

Im Folgenden finden Sie einige Vorschläge die sich bewährt haben. Das Kind sollte bereit sein den Schnuller selbstständig abzugeben, nehmen Sie dem Kind den Schnuller nicht ab, oft beginnen die Kinder dann zur Kompensation am Daumen zu nuckeln.

Hier finden Sie einige hilfreiche Tipps zur Abgewöhnung:

  • frühestmöglich beginnen, am besten direkt ab dem 12. Monat
  • Den Schnuller nur zu festgelegten Zeiten verwenden
  • Loben sie das Kind so oft wie möglich bei der Abgewöhnung. Sagen Sie wie Stolz sie sind, dass er so ein großer Junge / sie so ein großes Mädchen geworden ist.
  • Beißring statt Schnuller, geben Sie dem Kind eine Alternative zum Schnuller. Dadurch wird auch der Saugreflex reduziert und der Beissreflex weiter angeregt.
  • Abschiedsfeier vom Schnuller, viele Parks, Zoos usw. haben sogenannte Schnullerbäume, dort kann das Kind seinen Schnuller aufhängen und ist ab diesem Moment ein großes Kind.
  • Schnuller verschenken: Das “schon groß gewordene” Kind kann zusammen mit den Eltern den Schnuller einpacken und jemanden Verschenken der Ihn dringender benötigt. Beispielsweise den Tierbabys im Zoo.
  • Geben sie dem Kind ausreichend Zeit

Seien sie kreativ, sie kennen ihr Kind am besten und können beurteilen welche Methode der Abgewöhnung die aussichtsreichste und beste für ihr Kind ist.